
Seit knapp 20 Jahren steht der November im Zeichen der Männergesundheit und morgen, am 3. November 2022, ist Weltmännertag. Warum so ein Aufsehen für solch einen Tag? Das liegt daran, dass Frauen wesentlich sorgsamer mit ihrer Gesundheit umgehen und sie nutzen vermehrt das Angebot zur Vorsorgeuntersuchung. Männer sind da etwas zurückhaltender. Das sollte sich rasch ändern. Denn die Vorsorgeuntersuchung verbessert ganz maßgeblich die gesundheitliche Verfassung. Oberstes Motto: „Vorsorge ist besser als Nachsorge“, sagt MR Dr. Angelika Reitböck, Allgemeinmedizinerin und Dermatologin sowie Referentin für Vorsorge- und Gesundheitsmanagement in der Ärztekammer für Oberösterreich.
Denn viele Krankheiten können schon im Keim erstickt werden – auf die man eben zufällig durch jährliche Kontrollen stoßen kann. Viel Leid lässt sich damit verhindern. Und das alles ist obendrein kostenlos und man kann wieder sorgenfreier durchs Leben wandeln. Der umfangreiche Gesundheitscheck steht allen Erwachsenen mit Wohnsitz in Österreich ab dem vollendeten 18. Lebensjahr zu. Davon machen jährliche etwas mehr als eine Million Menschen Gebrauch – das sind etwa drei Mal so viele wie 1990. Aber: Dieses Angebot sollte noch viel stärker in Anspruch genommen werden. Zum Spruch eines „gesunden Geistes in einem gesunden Körper“ gibt es eine lange Überlieferung, der auch heute noch Gültigkeit hat: „Die Erhaltung der körperlichen Gesundheit stärkt auch unsere psychische Verfassung“, sagt MR Dr. Reitböck.
Vorbeugen statt reparieren
Eine Vorsorgeuntersuchung, die man einmal pro Jahr kostenlos machen kann, wird von niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten mit Kassenvertrag aus den Fachrichtungen Allgemeinmedizin (Hausärzte), Innere Medizin und Lungenheilkunde durchgeführt. Auch bei Wahlärztinnen und Wahlärzten kann die Vorsorgeuntersuchung vorgenommen werden. Untersucht werden Größe, Gewicht, Blutdruck, Laborwerte (Leber, Cholesterin, Zucker, bei Frauen auch das Blutbild) und Harnwerte. Die Patientinnen und Patienten werden von Kopf bis Fuß untersucht. Mit diesen Werten wird dann eine Gesamtbeurteilung des allgemeinen Zustands vorgenommen. Diese stellt die Basis für mögliche weitere Untersuchungen dar. Das Screening dient vor allem einem Zweck: Je früher eine Erkrankung oder drohende Gesundheitsstörung erkannt wird, desto größer sind die Chancen auf Heilung.
Bei der Untersuchung wird auch das Rauch-, Alkoholkonsum- und Bewegungsverhalten protokolliert. Ein besonders großes Problem stellt Übergewicht dar. Gerade mit dem Bauchumfang ist nicht zu scherzen: Bei Männern sollte dieser nicht mehr als 102 Zentimeter betragen und bei Frauen nicht mehr als 88 Zentimeter. Das Herz-Kreislauf-Risiko steigt mit jedem Zentimeter an Bauchumfang. Daher ist jede Anstrengung und Aktivität hilfreich und gesund, die dazu beiträgt, den Bauchumfang zu verkleinern.
Die Vorsorgeuntersuchung deckt Krankheiten auf, die nicht offensichtlich ins Auge fallen: Das sind vor allem Bluthochdruck und Diabetes. Bei Diabetes verspürt man einen größeren Durst, aber sonst merkt man häufig gar nichts. Auch einen erhöhten Blutdruck spürt man nicht. Wenn Rohre eine lange Zeit unter hohem Druck und hoher Temperatur stehen, dann werden sie schneller schadhaft, als Rohre die dieser Belastung nicht ausgesetzt sind. Genauso ist es bei unseren Arterien.
Früh übt sich, wer gesund bleiben will
Schon ab 18 Jahren sollte man die Untersuchung regelmäßig durchführen. Komplett gesunde Menschen können den Rhythmus auf alle zwei Jahre verlängern, alle anderen sollten sich jährlich durchchecken lassen. Das hat den großen Vorteil, dass ich bereits als junger Mensch um meine genetischen Prädispositionen weiß und wie ich mit bereits kleinen Veränderungen des Lebensstils viel Gutes im Körper bewirken kann.
Mit zunehmendem Alter kommen weitere Überprüfungen hinzu. So können die Vorsorgeuntersuchungen ihre optimale Wirksamkeit auch altersadäquat entfalten. Wer insgesamt fitter ist, kommt in schwierigen Situationen besser zurecht: „Dadurch können wir auch viel leichter durch Krisen und äußere Belastungen steuern und diese erfolgreich bewältigen“, sagt MR Dr. Reitböck.
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