Tinnitus – Quälender Lärm im Ohr

In Österreich gibt es rund eine Million Menschen, deren Leben von unangenehmen bis zu quälenden Geräuschen im Ohr beeinträchtigt wird. Es gibt viele Mären zum Tinnitus, was wirklich hilft, erfahren Sie hier.

Tinnitus (lat., klingen) ist keine angenehme Sache und plagt seit vielen Jahrhunderten, soweit das literarisch belegt ist, die Betroffenen mit seltsamem Rauschen, Summen und Tönen im Ohr. Heute gilt es als Volksleiden und Zivilisationskrankheit, obwohl es keine Krankheit ist, sondern das Symptom.

Das heißt: Im eigenen Körper (zumeist im Ohr) gibt es einen Unruhe-Herd und der macht sich via Tinnitus bemerkbar. Diesen müssen Ärztinnen und Ärzte aufspüren, um den Tinnitus zu beseitigen. Manchmal gelingt das aber nicht. Und daher verbreiten sich zahlreiche Schauergeschichten: „Tinnitus ist ein schwieriges Thema, bei dem viel Schindluder getrieben wird. Meistens liegt der Grund eines Tinnitus in zervikalen, also zum Hals gehörenden, Verspannungen beziehungsweise Blockaden oder in einer entsprechenden Innenohrschwerhörigkeit“, sagt Dr. Georg Langmayr, HNO-Facharzt aus Leonding und Fachgruppenvertreter für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde in der Ärztekammer für Oberösterreich.

Wie Tinnitus entsteht

Es gibt einen akuten und einen chronischen (länger als 3 Monate dauernden) Tinnitus. Sehr häufig ist für den Tinnitus (eine mehr oder weniger ausgeprägte) Schwerhörigkeit die Ursache, bei der der Tinnitus der Frequenz des größten Hörverlusts entspricht. Das Hörzentrum im Gehirn versucht das durch Verstärkungsaktivitäten auszugleichen.

Seltener entwickelt sich der Tinnitus nicht nur im Innenohr, sondern im weiteren Verlauf der Hörbahn. Das Geräusch wird dann als noch intensiver empfunden, was meistens auf Stressbelastungen hinweist.

Klinisch betrachtet kann Tinnitus aufgrund einer Erkrankung des Mittel- oder Innenohrs und des Hörnervs entstehen. Dazu zählen etwa: Verknöcherung der Gelenke der Gehörknöchelchen (Otosklerose), chronische Mittelohrerkrankungen, eine Innenohrschwerhörigkeit, ein Morbus Menière (Tieftonschwerhörigkeit mit Drehschwindel) oder ein Vestibularis-Schwannom (gutartiger Tumor des Hör- und Gleichgewichtsnervs).

Problematisch beim Tinnitus sind die Begleiterkrankungen (Komorbiditäten). Manche Personen leben mit einem Tinnitus, empfinden diesen als nicht störend und sie können diesen auch für einige Zeit wegblenden. Andere wiederum fühlen sich deutlich stärker belastet, was die Lebensqualität stark einschränkt. Bei diesen können Komorbiditäten gefördert werden, wie etwa: Hyperakusis (Überempfindlichkeit), Probleme mit dem Ein- und Durchschlafen, aber auch Konzentrationsprobleme und Stimmungsschwankungen bis hin zu Depressionen. Oftmals waren die Erkrankungen schon vorher da und sind nur durch den Tinnitus aufgepoppt.

Welche Ärztin/welcher Arzt hilft?

Die besten Ansprechpartner im Falle eines Tinnitus sind HNO-Ärztinnen und HNO-Ärzte. Im Falle einer Begleiterkrankung ist auch die Expertise von anderen Ärztinnen und Ärzten heranzuziehen. Wegen der häufigen psychosomatischen Begleiterkrankungen werden zudem psychotherapeutisch tätige Ärztinnen und Ärzte sowie Psychiaterinnen und Psychiater miteinbezogen.

Bei Tinnitus kann man eh nichts machen – ein schwerer Irrtum!

Gehen Sie bei Tinnitus-Symptomen sofort zum HNO-Arzt/zur HNO-Ärztin. Dort erhalten Sie eine exakte Untersuchung des Ohrs – einschließlich einer gründlichen Prüfung des Hörvermögens. Bei chronischem Tinnitus orientiert sich die Therapie an den Verursachern, die den Tinnitus ausgelöst haben. Daneben gibt es auch Techniken, mit denen ein Tinnitus besser verarbeitet oder gar zurückgedrängt werden kann. Diese Habituation (=Gewöhnung) lässt den Kopf sozusagen das Geräusch vergessen.

Trotz landläufiger Meinung können Ärztinnen und Ärzte sehr viel tun, damit ein Tinnitus weniger störend beziehungsweise gar nicht mehr wahrgenommen wird. Suchen Sie daher bei chronischem Tinnitus ärztliche Hilfe auf, es findet damit fast immer eine Besserung statt.

Bei einem durch Hörverlust verursachten Tinnitus verschaffen Hörgeräte oftmals Linderung bei Tinnitus-Geplagten. Bei hochgradiger Schwerhörigkeit oder Ertaubung sind Cochlea Implantate eine wirksame Behandlung. Unterstützt kann dies durch Hörtherapie werden.

Vorsicht jedenfalls vor pharmazeutischen Wundermitteln, die Tinnitus-Linderung versprechen. Es sind bislang keine Medikamente bekannt, die Tinnitus beseitigen oder mildern. Sparen Sie Geld und fallen Sie nicht auf allzu vielversprechende Produktwerbung herein. Wissenschaftliche Daten für die Wirkung von Ginkgo Biloba oder ihrer Extrakte, für Betahistin oder auch einer Kortisonbehandlung liefern bei chronischem Tinnitus keine Hinweise auf bestätigte Wirksamkeit. Auch Akupunktur, Geräusch- und Soundtherapien und Nahrungsergänzungsmittel lassen keine nachgewiesene Wirksamkeit erkennen.

 

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