Osteoporose ist ein schleichendes Ungeheuer

Osteoporose ist eine Erkrankung des Knochens. Im frühen Stadium verläuft die Erkrankung (zumeist) ohne Symptome. Daher ist die Früherkennung so wichtig, damit künftige Knochenbrüche vermieden werden.

Die Osteoporose spürt man zu Beginn nicht. Erst dann, wenn sie ihre schlimmen Spuren hinterlassen hat. Daher wird die Osteoporose auch als „schleichendes Ungeheuer“ bezeichnet. „Es ist ungeheuerlich, dass die Osteoporose jahrelang unbemerkt an der Festigkeit der Knochen nagt, und man ist bereits lange Zeit erkrankt, bevor man die Krankheit an ihrer Komplikation, der Fraktur, erstmals merkt. Heimtückisch ist dieses Ungeheuer“, sagt Primarius Dr. Vinzenz Auersperg, Leiter der Abteilung für Orthopädie und orthopädische Chirurgie am Pyhrn-Eisenwurzen Klinikum in Steyr und Kirchdorf sowie Fachgruppenvertreter-Stellvertreter der Orthopädie und orthopädischen Chirurgie in der Ärztekammer für Oberösterreich.

Früherkennung enorm wichtig

Daher sind Früherkennung und rasche Einleitung einer entsprechenden Therapie so wichtig. Auf diesen Umstand macht der Welt-Osteoporose-Tag aufmerksam. Suchen Sie Ihre Hausärztin/Ihren Hausarzt auf, von wo aus sie dann zur richtigen Fachärztin/zum richtigen Facharzt weitergeleitet werden. Und: Die Krankheit tritt nicht nur bei älteren und weiblichen Personen, sondern auch bei jüngeren und männlichen auf. „Darüber hinaus ist die genetische Disposition zwar ein gewichtiger Faktor, aber Osteoporose kann etwa auch als Folge von anderen Grunderkrankungen und vor allem wenig Bewegung auftreten. Auch Rauchen erhöht das Risiko zu erkranken Im Prinzip kann es jeden treffen“, sagt Dr. Gerold Bauer, niedergelassener Facharzt für Orthopädie in Leonding und Linz sowie Fachgruppenvertreter der Orthopädie und orthopädischen Chirurgie in der Ärztekammer für OÖ.

„Der Mensch war in seiner Evolution immer für die Nahrungsgewinnung und die Gefahrenvermeidung in Bewegung, was uns durch die Entwicklung der Technik und der damit zusammenhängenden Vermehrung passiver Mobilität einerseits, und der Reduktion unserer natürlichen Gefahren und der damit zusammenhängenden zusätzlichen Reduktion aktiver Mobilität verloren ging“, sagt Prim. Dr. Auersperg.

Mit Bewegung vorbeugen

Es ist also ein zentraler Bestandteil der Förderung der Volksgesundheit, das Ausmaß der Bewegung zu steigern! „Das beginnt in der Kindheit, wo man die tägliche Turnstunde und den regelmäßigen Sport für jedes Kind fordern muss, aber das muss entsprechend das ganze Leben fortgesetzt werden, mit der Notwendigkeit, bis ins hohe Alter aktiv mobil zu bleiben“, sagt Prim. Dr. Auersperg. Wer sportliche Belastungen sucht – selbstverständlich dem Alter und den körperlichen Möglichkeiten angepasst – der trainiert spielerisch nicht nur die Muskelkraft, sondern ganz besonders auch die Koordination, was enorm wichtig ist, um Stürze und damit Knochenbrüche zu vermeiden!

Wenn Knochen brüchig werden

Was passiert aber im Körper: Die Osteoporose schädigt die Knochengesundheit. Und bei fortgeschrittener Erkrankung sind die Knochen so brüchig, dass selbst harmlose Einwirkungen (etwa bei Stürzen aus dem Stand) zu Brüchen und Einbrüchen führen können. Mit verheerenden Folgen: Etwa beim Oberschenkelhalsbruch kann dies nicht nur zur fortwährenden Immobilität, sondern auch zum Tod führen. 20 Prozent der Menschen sterben nach einer Schenkelhalsfraktur innerhalb von zwölf Monaten. Meist werden aber Knochenbrüche oder der Rundrücken verharmlost. Aber: Bei jeder Wirbelkörperfraktur kann das Lungenvolumen um bis zu 20 Prozent abnehmen.

Therapie: sofort starten

Es gibt aber Maßnahmen, diesen Knochenschwund in den Griff zu bekommen. Zum einen gibt es die Knochendichtemessung (Densitometrie), die einem Auskunft über Osteoporose geben kann. Ist das der Fall, sollte man sofort mit der Therapie beginnen. Dazu gibt es individuelle Behandlungsmaßnahmen, auch die Umstellung auf eine ausgewogene, protein-, kalziumreiche und phosphatarme Ernährung sowie auch die Einnahme von hochwirksamen Medikamenten. Die Medikamente wirken stabilisierend und halten den Knochenabbau hintan. Zudem gibt es auch Medikamente, die den Knochen aufbauen und regenerieren.

„Ich erlebe sehr oft, dass ältere Menschen mit osteoporotischen Knochenbrüchen im Spital aufgenommen werden, und wir uns mitunter schwer tun, die richtige medikamentöse Therapie zu etablieren, weil man sehr schnell in der Polypharmazie landet“, sagt Prim. Auersperg. Die gleichzeitige Einnahme von mehreren Medikamenten ist nicht ganz unproblematisch, daher ergänzt Prim. Dr. Auersperg: „Ich bin optimistisch, dass wir weitere Medikamente bekommen werden, welche – vielleicht noch wirksamer als die heute verfügbaren – die Osteoporose reduzieren können. Aber denken Sie daran, die regelmäßig angewandte physikalische Anregung (über Bewegung beziehungsweise Sport) hat viel weniger Nebenwirkungen als die Chemie!“

„Bewegung und der Aufbau von Muskelmasse sind sehr wichtige Osteoporoseprophylaxen“, sagt Dr. Gerold Bauer. Wer sich also ausreichend bewegt, sich ausgewogen ernährt und auf das Rauchen verzichtet, kann für sich viel dazu beitragen, dem Ungeheuer Osteoporose die Stirn zu bieten.

 

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