
Der Schmerz beim Auftreten eines Muskelkrampfes kann einen völlig übermannen. Auch wenn Krämpfe in jeder Hinsicht mühsam sind, wären sie sehr oft vermeidbar. „Es gibt ein paar Gründe, die einen Muskelkrampf fördern können – und die sollte man sich im Detail im Sinne der Prävention genauer ansehen“, sagt Dr. Helmuth Ocenasek, Referent für Sportärzte in der Ärztekammer für Oberösterreich. Die häufigste Form in der diese Beschwerden Auftreten sind sogenannte symptomatische Muskelkrämpfe.
An erster Stelle steht die Dehydration. Also wenn der Flüssigkeitshaushalt nicht passt, sprich der Körper zu wenig Flüssigkeit gespeichert hat. Daher: Immer ausreichend, vor und während des Sports, trinken.
Worauf muss man besonders achten? Man verliert bei höheren Temperaturen deutlich mehr Flüssigkeit als in kühler Umgebung – also etwa an warmen bzw. heißen Tagen oder in geheizten Indoor-Anlagen. Das heißt Flüssigkeitsverlust muss unbedingt ausgeglichen werden. Man beachte wir sprechen hier in erster Linie „nur" von Flüssigkeit, noch gar nicht von Elektrolyt-Drinks.
Das Thema kommt dann an zweiter Stelle: Da geht es jetzt geht zum Beispiel um das Ungleichgewicht von Natrium und Kalium. Diese beiden Elemente gehörten neben Chlorid zu den wichtigsten Elektrolyten. Natriummangel tritt immer auf, wenn man vermehrt schwitzt – und dabei eben mit dem Schweiß auch Salz (=chem. Natriumchlorid) verliert. Salzverlust bedeutet aber auch gleichzeitig Wasserverlust.
Im Training oder im Wettkampf haben wir zudem einen deutlich erhöhten Kaliumverbrauch. „Das gilt insbesondere für Ausdauerathleten (Marathon) aber tritt natürlich genauso beim Fußball- oder beim Tennisspielen auf, wo man eineinhalb bzw. auch mehrere Stunden am Platz steht“, sagt Dr. Ocenasek. Unter anderem beeinflusst der Kaliumspiegel aber auch wesentlich die Erregungsleitung im Herzmuskel. Achtung: Hier gibt es allerdings auch „Überdosierungen“ die gefährlich werden können.
Erst an dritter Stelle kommt Magnesium. Dieser lebenswichtige Mineralstoff ist an mehr als 300 biochemischen Reaktionen im Körper beteiligt und für viele Funktionen im Körper unentbehrlich (Energiestoffwechsel, Muskel- und Nervenfunktion sowie Knochenaufbau). Übrigens: Sie benötigen in den seltensten Fällen Magnesium-Tabletten. Magnesium befindet sich in Vollkornprodukten, Milch und Milchprodukten, Leber, Geflügel, Erdäpfel sowie auch Gemüsearten und Obstsorten (Beerenobst, Orangen und Bananen). Beachten Sie: Ein Magnesiummangel tritt bei ausgewogener Ernährung eher nicht auf. Allerdings sind hier Überdosierungen ungefährlich – der Körper kann sich selbst davor schützen. Bei zu viel Magnesium bekommt man einfach Durchfall.
An vierter Stelle beim Entstehen von Krämpfen sind sogenannte muskuläre Dysbalancen die Ursache. Damit ist ein Ungleichgewicht im Zusammenspiel verschiedener Muskeln gemeint. Dafür gibt es mehrere Gründe: Zum Beispiel einseitige Belastungen der Muskulatur im Alltag oder beim Sport, falsche Bewegungsausführung (beim Schlagen mit dem Racket beim Tennis oder auch beim Schuss mit dem Fußball). Auch eine unzureichende Regeneration nach der Sportausübung führt in der Folge zur Krampfanfälligkeit. Ganz wichtig ist die richtige „Rehabilitation nach Verletzungen am Bewegungsapparat. Hier sollte unbedingt der erfahrene Sportmediziner in Zusammenarbeit mit einem Physiotherapeuten darauf schauen“, sagt Dr. Ocenasek.
An fünfter Stelle ist noch eine Laktatazidose im Wettkampf möglich. Das ist dann möglich, wenn zu intensiv gespielt, gesportelt bzw. gearbeitet wird und der Trainingszustand zu schlecht (nicht adäquat) ist.
Diagnostik
Um all das zusammenfassen zu können, braucht es einen diagnostischen Stufenplan: Dieser beginnt mit der Anamnese von Sportarzt mit dem Patienten. Danach können noch Untersuchungen durch (Sport-)Orthopädie und Muskelfunktionsstatus folgen. Ergänzt werden die Daten aus dem Labor und, last but not least, die Bestimmung des Trainingszustandes (Spiroergometrie mit Laktat).
Krämpfe/Wadenkrämpfe
Sollten sich Krämpfe bei Nicht-Sportlern einstellen (sog. idiopathische Muskelkrämpfe), also etwa als wiederkehrende nächtliche Krämpfe, dann muss man internistische oder neurologischen Erkrankungen ausschließen. Kein Grund zur Sorge: Auch hier gibt es sehr gute Therapien. Die dafür erforderlichen Medikamente stammen aus der Gruppe der üblichen Muskelrelaxantien zur Muskelentspannung sowie die Einnahme von Chinin. Chinin ist ein Alkaloid, das muskelentspannende Wirkungen hat, aufgrund der sog. myotropen Wirkung direkt am Muskel bzw. in dessen Refraktärzeit. Allerdings erfolgt die Verordnung ausschließlich durch erfahrene Ärzte. In allen Fällen besprechen Sie die Einnahme der muskelentspannenden Mittel sowie die weitere Behandlung ausführlich mit Ihrer behandelnden Ärztin bzw. Ihrem behandelnden Arzt.
Zusammenfassend meint Dr. Ocenasek, dass das Auftreten von Muskelkrämpfen zwar ein extrem lästiges Problem sein mag, wenn man jedoch die oben erwähnten Gründe Schritt für Schritt abklärt bzw. behandelt, bekommt man deren Auftreten gut in den Griff.
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