Man verlässt das Haus in der Früh, es ist dunkel. Man kommt nach Hause von der Arbeit, es ist dunkel. Auch untertags scheint die Sonne nicht mehr so häufig. Wolken verstellen ihr den Blick. Da fängt sich der eine oder andere schon mal gerne einen sogenannten Winterblues ein. Das ist eine wetter-, licht- und saisonal abhängige vorübergehende Stimmungsschwankung, die aber nicht behandlungsbedürftig ist. Etwas Anderes ist es, wenn diese saisonalen Beschwerden in eine Winterdepression münden. In der Fachsprache wird das als SAD bezeichnet. Das Akronym steht für „Seasonal Affective Disorder“, eine saisonal abhängige, affektive Störung. Das ist eine depressive Erkrankung, die einem regelmäßigem Muster folgt – etwa in der sonnenarmen Zeit. Neben den typischen Symptomen einer Depression (etwa Stimmungstief, Kopfschmerzen, Antriebslosigkeit, erhöhte Reizbarkeit, Konzentrationsschwäche, Niedergeschlagenheit, Schuldgefühle, übermäßige Zukunftsängste) treten auch atypische Symptome wie Heißhungerattacken und vermehrtes Schlafbedürfnis auf.
Stimmungen auseinanderhalten
Wie lassen sich aber Winterblues und Winterdepression auseinanderhalten? Vereinfacht kann man sagen, dass die Stimmung tageweise schwankt und es auch Zeiten ohne Stimmungstief gibt. Wenn aber die oben genannten Symptome über zwei Wochen hindurch anhalten, so kann es sich um eine saisonal bedingte Depression handeln. „Ein wesentlicher Unterschied besteht darin, dass betroffene Personen mit den Symptomen eines Winterblues in der Regel ihren Alltag bewältigen und ihre normalen Aktivitäten fortsetzen können, Personen mit den Symptomen einer Winterdepression damit bereits große Schwierigkeiten haben“, sagt Dr. Susanne Felgel-Farnholz, Referentin für psychosoziale, psychosomatische und psychotherapeutische Medizin in der Ärztekammer für Oberösterreich. Die Symptome sollten auf keinen Fall ignoriert oder abgetan, sondern von einer Psychiaterin bzw. einem Psychiater behandelt werden.
Es werde Licht
Verantwortlich für rein saisonale Stimmungstiefs ist zumeist der Mangel an Licht. Denn bei geringerer Lichteinstrahlung, wie eben im Herbst und Winter, wird nicht nur nachts, sondern auch tagsüber das Schlafhormon Melatonin ausgeschüttet. Daher fühlt man sich auch untertags schlapp und müde. Bei Depressionen, die in der kalten Jahreszeit auftreten, hat sich die Lichttherapie (Phototherapie) als durchaus nützlich erwiesen. Eine ganz natürliche Form von Lichtgewinnung können Sie auch durch eine halbstündige Bewegung im Freien, idealerweise in der Natur, bei Tageslicht, erzielen – wenn dazu Zeit besteht. Wichtig sind besonders eine vielseitige, vitaminreiche Ernährung mit Sicherstellung der Vitamin-D-Versorgung, das Pflegen sozialer Kontakte, sowie eine Schlafregulation unterstützt durch das Führen eines Schlaftagebuchs, sagt Dr. Felgel-Farnholz.
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