
Es gibt verschiedene Kopfhörer: In-Ear, On-Ear und Over the Ear. Sie sind allesamt beliebt und allesamt im Einsatz. Gerade in den vergangenen Jahren haben sie einen wahren Boom erlebt. In den vergangenen Jahren steigen aber auch die Zahlen der Hörschäden. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat daher vor kurzem neue Lautstärke-Standards festgelegt, um Hörschäden hintanzuhalten. Das sind allerdings nur Vorschläge und keineswegs verbindlich. Und so muss man die Kontrolle bei den Kindern selbst vornehmen – um sie zu schützen. „Denn Lärm verursacht Gesundheitsprobleme – nicht nur an den Ohren“, sagt MR Dr. Georg Langmayr, Facharzt für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde in Leonding und Fachgruppen-Obmann für HNO in der Ärztekammer für OÖ.
Fließender Lärmübergang
Viele Geräte weisen mittlerweile schon von sich aus darauf hin, dass der normale Lärmpegel überschritten ist. Von da an sollte man leiser drehen oder den Ohren eine Verschnaufpause durch Ruhe gönnen. Doch oft ist es so, dass der Lärm anfangs gar nicht auffällt, wenn man unterwegs ist und die Hintergrundgeräusche sehr laut sind – wie etwa im Zug, auf der Straße oder im Flugzeug. „Hörschäden können auch nach kurzer Zeit auftreten. Und: die Schäden sind nicht mehr umkehrbar. Hörschäden bleiben also“, sagt MR Dr. Langmayr. Lautstärke wird in Dezibel – kurz: dB oder dB(A) – gemessen. Das A steht für die Frequenzbewertungskurve A, die einfach berücksichtigt, dass das menschliche Gehör Töne mit unterschiedlichen Frequenzen unterschiedlich stark wahrnimmt – hohe, schrille Töne derselben Lautstärke werden anders aufgenommen als bassbetonte. Übrigens: Was auf dem Papier nach nicht viel aussieht, ist eine ganze Menge. Eine Erhöhung des Schalldruckpegels um 10 db(A) entspricht in der subjektiven Wahrnehmung der Menschen einer Verdoppelung der Lautstärke. Ein normales Gespräch kommt auf etwa 60 db(A), lauter Straßenverkehr auf 80 db(A) und ein Rockkonzert auf 100 db(A). Die Grenze für Gesundheitsschäden startet etwa bei 90 db(A), während aber die Schmerzschwelle bei 120 dB(A) beginnt. Musik oder Computerspiele über Kopfhörer können schnell 110 bis 130 dB(A) erreichen.
Zweifacher Schaden
Prinzipiell ist jeder Lärm ab einer gewissen Intensität gesundheitsgefährdend. Er wirkt sich auf die Ohren, aber auch auf den Körper und Geist aus. So kann eine chronische Lärmbelastung auch Auswirkungen auf das Sozialverhalten haben (Aggression, Hilflosigkeit, und so weiter). Es kann sich sogar auf die Sprache, die Kommunikation und auf die Leistungsfähigkeit in Schule und Arbeit auswirken. Daneben sind noch Schlafstörungen, kreislaufbedingte Erkrankungen und hormonelle Reaktionen möglich.
Hörschäden belasten den Alltag
Wichtig ist vor allem eines: Die Symptome von Hörverlust können das tägliche Leben und vor allem auch den Schulalltag der Kinder und Jugendlichen beeinträchtigen: eingeschränktes Sprachverstehen, vorübergehende oder dauerhafte Ohrgeräusche und vor allem schlechteres Richtungshören. Letzteres kann sich gerade beim Bewegen im Straßenverkehr auswirken. Problematisch ist, dass die Minderungen der Hörleistung lange nicht bemerkt wird. Diese Defizite werden kompensiert – bis es dann nicht mehr geht.
Achten Sie auf Veränderungen
Als Eltern kann man eine Hörstörung eventuell optisch erkennen: Wenn sich etwa Kinder beim Zuhören mit einem bestimmten Ohr an die Geräuschquelle zuwenden, wenn sie häufig nachfragen, lauter sprechen als üblich, wenn sich der Wortschatz nicht weiterentwickelt, wenn das Kind ähnliche Laute beim Sprechen und beim Schreiben verwechselt und wenn das Kind einen intensiven Blickkontakt beim Sprechen sucht (um eventuell mit den Lippen mitzulesen). „Sollten Sie das erkennen, so suchen Sie einen HNO-Facharzt bzw. eine HNO-Fachärztin auf, um einen Hörtest vorzunehmen“, sagt MR Dr. Langmayr.
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