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Viel zu oft werden Hausärztinnen und Hausärzte bzw. Spitaler wegen harmloser Beschwerden aufgesucht. Das ist ein riesiges Problem, weil es nicht nur Geldverschwendung ist, sondern auch die ärztlichen Ressourcen bindet, die eigentlich für die wichtigen Fälle vorgesehen sind. Über diese Praxis weiß Dr. Gerald Gollmann genau Bescheid. Er ist Allgemeinmediziner und Leiter des Referats für den Hausärztlichen Notdienst (HÄND) in der Ärztekammer für Oberösterreich. Der HÄND springt dann ein, wenn die Ordinationen geschlossen haben. „Typischerweise sind es Beschwerden, die in der ersten Sekunde vielleicht schmerzhaft sind, aber bei denen der Grad des gesundheitlichen Problems gering ist“, sagt Dr. Gollmann.
Hier reicht Eigenversorgung
Welche Fälle das konkret sind: frische Insektenstiche und Zeckenbisse mit einer Umgebungsrötung um die Einstichstelle bis etwa drei Zentimeter im Durchmesser, Sonnenbrände, Verstauchungen, kleine Schnittverletzungen, leichte Verbrennungen ohne Blasenbildung, Erkältungen (mit Schnupfen, leichten Halsschmerzen bzw. leichtem Halskratzen und trockenem Husten – außer die Beschwerden dauern schon länger als drei Tage an), akute Durchfallerkrankungen ohne Erbrechen bei Jugendlichen und Erwachsenen bis zum 60. Lebensjahr (die ebenfalls weniger als drei Tage bestehen). In all diesen Fällen kann man sich selbst behandeln und braucht keine ärztliche Hilfe. Wer sich unsicher ist, kann die Gesundheitshotline 1450 anrufen, wo besonders geschulte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weiterhelfen können.
Ausstattung für Zuhause
Für die Eigenversorgung zu Hause gilt: Die Beschwerden sollte man durchaus ernst nehmen, sie beobachten und aktiv etwas dagegen tun. „Das heißt aber auch, dass man eine gewisse Grundausstattung an Equipment und verschreibungsfreien Medikamenten vorrätig haben sollte“, erklärt Dr. Gollmann. Dazu zählen vor allem: Fieberthermometer, kühlendes schmerzstillendes Gel, Zeckenpinzette, Pflaster, saubere Wundkompressen und Mullbinden, Desinfektionsmittel, Eisbeutel bzw. Kühlkompressen, Wärmeflasche oder besser Kirschkernkissen, Schmerzmittel/fiebersenkendes Medikament, schleimlösender Hustensaft, Nasentropfen, Kamillentee, Zwieback, klare Suppe, Mittel gegen Durchfall/Übelkeit und Erbrechen.
Überdies können Sie auch die in fast jeder Familie gebräuchlichen Hausmittel anwenden: wie etwa Essigpatschen oder Topfenwickel bei Fieber. Fragen Sie Eltern, Großeltern und andere, Sie werden sicher einige Tipps auch da erhalten.
Fotocredit (c) adobe stock / Pixel-Shot