Insektenallergie bei Bienen- und Wespenstichen

Fünf Fragen an Prim. Dr. Wolfram Hötzenecker, Universitätsprofessor an der JKU für Dermatologie und Venerologie, zur Gefährlichkeit von Insektenstichen (Bienen, Wespen, Hummeln und Hornissen) und was einen schützt.

Ab dem Frühling kommen wir verstärkt mit Bienen und Wespen in Kontakt. Wie gefährlich sind Insektenstiche? Und betrifft das neben Wespen und Bienen auch Hummeln oder Hornissen?

Prim. Dr. Wolfram Hötzenecker: Circa 2 bis 3 Prozent aller Österreicherinnen und Österreicher leiden an einer Bienen- oder Wespengiftallergie, wobei natürlich auch Allergien auf Hummel- oder Hornissenstiche auftreten können. In den meisten Fällen reagieren wir nach einem solchen Stich glücklicherweise nur mit einer lokalen Reaktion auf das Insektengift. Manchmal kann unser Immunsystem aber „falsch lernen“ und es entsteht eine allergische „Abwehrreaktion“ auf das per se harmlose Gift der Biene oder Wespe. Dann kann es zu teils lebensbedrohlichen allergischen Reaktionen kommen, die unbedingt mit Notfallmedikamenten behandelt werden müssen.

Rufen Wespen- oder Bienenstiche heftigere allergische Reaktionen?

Hötzenecker: Beide Insekten – Biene und Wespe – können leichte, aber auch schwere allergische Reaktionen auslösen. Ob eine Reaktion auf die Biene oder Wespe schwerer ausfällt, hängt nicht vom Insekt ab, sondern vom Immunsystem und letztendlich der Allergie des Patienten.

Wie lässt sich feststellen, ob man eine Insektenallergie hat? Viele wurden womöglich in der Kindheit von einer Wespe oder Biene gestochen und hatten keine, oder nur harmlose Reaktionen. Sie fühlen sich in Sicherheit. Aber der Schein könnte ja trügen, oder?

Hötzenecker: Prophylaktische Testungen erachte ich für nicht sinnvoll. Im Falle eines Stichereignisses sollte eine Insektenallergie erst ab einer generalisierten Reaktion abgeklärt werden. Im Detail heißt das, dass zum Beispiel eine Lokalreaktion, auch wenn der gesamte Arm oder das Bein geschwollen ist, nicht weiter allergologisch diagnostiziert werden muss. Erst ab einer Reaktion, die den ganzen Körper betrifft (z.B. Nesselausschlag am ganzen Körper, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall bis zum Kollaps) sollte neben der Notfallbehandlung in der Folge eine allergologische Abklärung erfolgen. Diese Blut- und Hauttests eignen sich aber nur zwischen der Bienen- und Wespenallergie zu unterscheiden, da in der Hitze des Gefechts das Insekt häufig verwechselt wird. Die Tests können nicht zwischen einer „leichten“ oder „schweren“ Allergie unterscheiden und besitzen auch keine Voraussagekraft bezüglich der Schwere einer zukünftigen Stichreaktion.

Was müssen Insektenallergiker beachten und immer bei sich haben?

Hötzenecker: Prinzipiell sollte man Risikosituationen vermeiden, bei der es erneut zu Stichen kommen kann. Das ist natürlich nicht immer einfach umsetzbar. Im Notfall können nach einem Stich aber antiallergische Medikamente und Adrenalin, die der Patient selbstständig mit einem Autoinjektor spritzt, gut schützen.

Lässt sich eine Insektenallergie behandeln – oder bleibt diese für das restliche Leben bestehen?

Hötzenecker: Die Insektengiftallergie lässt sich heutzutage mit einer Desensibilisierungstherapie sehr gut behandeln. Diese Therapie dauert etwa 3 bis 5 Jahre und schützt in circa 80 bis 90 Prozent der Fälle vor einer weiteren allergischen Reaktion nach einem Insektenstich.

 

Fotocredit (c) adobe stock / C. Schüßler

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