Gelsenstiche richtig behandeln

Gelsen sind nicht nur mit ihrem Gesurre lästig, sie stechen uns und dann jucken die Einstichstellen noch für Tage. Daher braucht man die richtige Strategie, um die Gelsenstiche fachgerecht zu behandeln – Tipps von unserem Hautexperten.

Wer kennt das nicht: Es ist ein lauer Sommerabend, man sitzt mit Freunden oder Verwandten im Freien und hat viel Spaß. Doch gegen Sonnenuntergang kommen immer mehr Gelsen zum Vorschein, die den geselligen Abend völlig zerstören können. Obendrein bleiben auch noch Souvenirs in Form von juckenden Stellen am gesamten Körper. Typisch ist, dass an der Stichstelle eine unterschiedlich große, stark juckende Quaddel (erhabene Schwellung), mit meist kleiner punktförmiger Einblutung an der Einstichstelle, entsteht. Die initiale Schwellung klingt oft rasch wieder ab. Aber in weiterer Folge kommt es häufig zu einer geröteten Papel (eher härtere Erhabenheit), die über mehrere Tage jucken kann. „Menschen mit Neurodermitis reagieren häufiger mit stärkerem Juckreiz als bei normaler Haut“, sagt Dr. Alex Jakob Kilbertus, Dermatologe in Wels sowie Fachgruppenvertreter für Haut- und Geschlechtskrankheiten in der Ärztekammer für Oberösterreich. Bei manchen Menschen kommt es als verstärkte Lokalreaktion zu kurzfristigen handflächengroßen Rötungen. Heftigere Reaktionen wie Urtikaria (Nesselausschläge) sind selten. „Wichtig ist auch zu unterscheiden, ob es nach dem Stich zu einer Infektion durch Bakterien kommt – bei zunehmend flächiger Rötung oder der Borreliose-typischen Wanderröte, die nicht gleich, sondern manchmal erst Tage oder wenige Wochen nach dem Stich beginnt, ist eine ärztliche Konsultation notwendig“, sagt Facharzt Dr. Kilbertus. Bei verstärkten Reaktionen auf Stechmückenstichen handelt es sich in den meisten Fällen nicht um eine klassische Immunglobulin-E-vermittelte Allergie, wie bei Biene oder Wespe, sondern um eine allergieartige Reaktion. Es sind bestimmte Proteine im Speichel der Mücke, die eine Immunreaktion in unserer Haut auslösen und Histamin freisetzen. Es kursieren viele subjektive Meinungen und Hausmittelchen, wie man den pulsierenden Gelsendippeln beikommt. Davon sind viele gar nicht schlecht, aber auf diese Tipps hier sollten Sie bauen:

Bei stärkeren Reaktionen mit Juckreiz sind folgende Maßnahmen (direkt nach dem Stich) einzuleiten:

  • Kühlen - zum Beispiel durch Coolpads oder (in Tücher eingewickelte) Eiswürfel. Beachten Sie: Es kommt aber nach dem Entfernen der Kühlung oft zu einer kompensatorischen Überwärmung, was den Juckreiz wieder verstärkt.
  • Kühl-Gel mit Antihistaminika und anderen juckreizlindernden Inhaltsstoffen wie etwa Menthol.
  • Seit einiger Zeit sind auch Hyperthermie-Geräte am Markt (lokale Wärme-Applikation von circa 50 Grad).
  • Das Anbringen von eigenen Pflastern, sogenannten „Gitter-Tapes“ (müssen aber vor dem ersten Kratzen aufgetragen werden)
  • bei sehr vielen Stichen empfiehlt sich auch die Einnahme eines oralen nicht sedierenden Antihistaminikum (im Ausmaß von 5 Milligramm pro Tablette).

Bei größeren Stichreaktionen sind folgende Handgriffe vonnöten:

  • Topfenumschlag
  • Nicht sedierendes Anti-Histaminikum bei Juckreiz über mehrere Tage.
  • Gerbstoffhaltige Umschläge (zum Beispiel mit Schwarztee oder Grüntee)
  • Anwendung einer Kortison-Creme

Bei sich ausbreitender Rötung rund um den Stich in den Folgetagen oder Auftreten von Allgemeinsymptomen wie Schmerzen, Fieber, Schüttelfrost sollte eine Ärztin oder ein Arzt konsultiert werden.

Text: ÄKOÖ/David Hell

Foto: Adobe Stock/Kube

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