Druck in der Brust: Gegen Schmerzen im Herzen

Schmerzen in der Brust sind sicherlich einer der häufigsten Gründe, die Ärztin/den Arzt oder sogar die Notaufnahme eines Krankenhauses aufzusuchen; dieses bedrohliche Symptom kann manchmal ganz banale Ursachen haben.

Die klassische Angina pectoris (übersetzt „Herzenge“) ist definiert durch ein Enge-/Druckgefühl im Brustkorb, das klassischerweise durch Belastung auftritt. In Ruhe oder auf die Gabe eines „Nitrosprays“ bessert sich die Symptomatik. Letzterer wirkt erweiternd auf die Gefäße und kann so die Beschwerden lindern, die durch eine Verengung der Herzkranzgefäße hervorgerufen werden.

„Diese Verengungen sind zumeist bedingt durch sogenannte Plaques (Gefäßauflagerungen, im Volksmund: Gefäßverkalkungen), welche mit zunehmender Zeit und je nach Bedingungen (Bluthochdruck, Zuckerkrankheit, Erhöhung der Blutfette, Rauchen etc.) zunehmen und das Gefäß entscheidend einengen und letztendlich auch verschließen können“, sagt Dr. Adrian Mirtl, Facharzt für Innere Medizin und Allgemeinmediziner in Linz sowie Co-Referent für Wahlärzte in der Ärztekammer für Oberösterreich. Mit zunehmender Einengung kommt es zu Symptomen, welche oft klassisch bzw. typisch, manchmal aber auch atypisch sind, v.a. bei Frauen oder auch Diabetikern kann sich die Symptomatik oft milder oder unüblich darstellen.

„Auch hochgradige Verengungen („Stenosen“) werden in Ruhe oft gut toleriert und bleiben sowohl im EKG als auch im Herzultraschall unentdeckt, daher versucht man im Vorfeld, diese mit einem Belastungstest sichtbar zu machen: entweder ganz klassisch mit einer Fahrrad-Ergometrie, aber auch ein CT der Herzkranzgefäße, eine Stress-Echokardiographie (Herzultraschall mit medikamentöser Beschleunigung des Herzmuskels) oder Myokardszintigraphie (nuklearmedizinische Untersuchung, in der die Verteilung eines radioaktiv markierten Stoffes im Herzmuskel in Ruhe und unter Stressbedingungen beobachtet wird) können diagnostische Hinweise liefern“, sagt Dr. Mirtl.

Ein hundertprozentiger Ausschluss gelingt jedoch manchmal nur mit einer Koronar-Angiographie (via Herzkatheter), in dem die Herzkranzgefäße mithilfe einer invasiven Katheter-Untersuchung mittels Kontrastmittel sichtbar gemacht werden können und auch gleichzeitig – falls nötig – saniert und mittels Stent wiedereröffnet werden können.

Die KHK (Koronare Herzkrankheit) ist die häufigste Todesursache in der westlichen Welt, in Österreich laut Datenbank 38 Prozent aller vorzeitigen Todesursachen (vor dem 75. Lebensjahr). Auch wenn sich aufgrund besserer medizinischer Versorgung die Todesrate (Mortalität) in den vergangenen 20 Jahren fast halbiert hat. Bei Männern ist die Todesrate um 2,4 Mal höher (Daten vom BMSGPK) als bei Frauen.

Herztypische und herzuntypische Brustschmerzen unterscheiden

Herzuntypisch: Wenn sich die Schmerzen durch Druck von außen gegen den Brustkorb oder auch durch Bewegungen des Brustkorbs oder auch tiefes Einatmen auslösen oder verstärken lassen, liegt die Ursache meist nicht im Herzen, sondern die Schmerzen sind eher vom Bewegungsapparat bedingt. Auch belastungsunabhängige Beschwerden bzw. ein Auftreten in Ruhe sind ebenso eher als herzuntypisch anzusehen.

Herztypische Beschwerden umfassen vor allem bei Belastung auftretende Schmerzen im Sinne von Druck, Brennen, Enge-Gefühl, Ziehen in der Brustgegend, ausstrahlend in den linken Arm, in das Kiefer, Rücken oder Oberbauch, begleitet von Luftnot, Übelkeit, Schwindel oder auch Angst.

Eine große Rolle spielt das individuelle Risiko des einzelnen Patienten. „Risikofaktoren für eine koronare Herzerkrankung sind z.B. Bluthochdruck, Rauchen, Stress, familiäre Belastung (Herzerkrankungen in der Familienhistorie), Diabetes, erhöhte Cholesterinwerte, Übergewicht, fehlende Bewegung, schlechte Ernährung und so weiter“, sagt Dr. Mirtl.

Und er ergänzt: „Je mehr Risikofaktoren bei einem Patienten vorhanden sind, desto wahrscheinlicher ist eine Ursache in den Herzkranzgefäßen zu finden. Bei hohem Risiko und v.a. anhaltenden Beschwerden ist eine sofortige Abklärung in einer Notfallaufnahme angezeigt.“

„Generell sollte jede Art von Brustschmerzen von einem Arzt abgeklärt werden“, sagt Dr. Mirtl. Erster Ansprechpartner ist hierfür prinzipiell die Hausärztin/der Hausarzt. Sind die Beschwerden akut und herztypisch und/oder liegt ein hohes individuelles Risiko vor, sollte der Weg direkt in eine Notaufnahme führen. Ein akuter Herzinfarkt kann gut ambulant mittels EKG und bestimmten Laborparametern (Blutwerten) ausgeschlossen werden. Die weitere Abklärung im Hinblick auf eine mögliche koronare Herzerkrankung kann meist im niedergelassenen Bereich durchgeführt werden, mittels Herzultraschall und Ergometrie (Belastungs-EKG). Sollten sich hier Auffälligkeiten ergeben, entscheidet der niedergelassene Facharzt, ob ein Herzkatheter notwendig ist und organisiert diesen für den Patienten.

„Um eine KHK bestmöglich zu vermeiden, kann in jedem Fall eine gesunde Lebensweise empfohlen werden, diese beinhaltet: Ausgewogene Ernährung, Meiden/Minderung von tierischen Fetten, ausreichend Bewegung, normales Körpergewicht, kein Nikotin, wenig Alkohol, regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen (hier wird Cholesterin, Blutzucker, Blutdruck, individuelles Risiko etc. kontrolliert)“, empfiehlt Dr. Mirtl.

 

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