Das Glücksgefühl mit dem Kälteschock

Das Eisbaden hat sich zu einem Trend entwickelt. Viele sehen darin einen Jungbrunnen, der viele positive Gesundheitseffekte vereint. Man sollte sich vorher aber ärztlich untersuchen lassen und sanft auf die Strapazen vorbereiten.

Die heimischen Seen werden auch heuer wieder im Spätherbst und Winter, also außerhalb der gewohnten Badesaison, zum begehrten Ziel von manchen Österreicherinnen und Österreichern. Sie gehen dann aber nicht rundherum, sondern mitten hinein. Klingt aufs erste absurd, ist aber der volle Renner. Denn beim Winter- respektive Eisschwimmen, wenn also das Wasser unter zehn bzw. unter fünf Grad hat, werden besonders positive gesundheitliche Effekte erzielt. Was aber passiert, wenn man einen rund 36 Grad warmen Körper in ein unter zehn Grad kühles Wasser taucht? Der Körper wehrt sich und durch die Kälte kommt es zu einer mitunter sehr schmerzhaften Gefäßkontraktion der Haut. Doch dann führt ein Mix von Stress- und Glückshormonen den Körper in eine angenehme Wärmephase. Und dieser Kick macht süchtig – behaupten die Eisschwimmer.

Medizinisch belegen lässt sich, dass so ein Eisbad das Immunsystem abhärtet. Beobachtet wurde auch, dass bei Eisschwimmern die Infekte milder verlaufen, sich der psychische Allgemeinzustand hebt und auch nervöse Störungen ausgeglichen werden. Ebenso kann sich das Eisplantschen positiv auf rheumatische Schmerzen, Asthma, Hautalterung und Entzündungen auswirken.

Kühle Vorarbeit

Bevor man ins kalte Wasser steigt, sucht man eine Ärztin oder einen Arzt zum medizinischen Check auf. Denn das Eisschwimmen setzt eine gute gesundheitliche Verfassung voraus. „Ungeeignet sind Patientinnen und Patienten mit Durchblutungsstörungen des Herzens, labilem Blutdruck, frischen Thrombosen, Nierenerkrankungen, bei akuten Infekten sowie nach einem Herzinfarkt, herzchirurgischen Maßnahmen oder Schlaganfall innerhalb des letzten Jahres sowie Träger von Herzschrittmachern und implantierten Defibrillatoren“, sagt Dr. Johanna Holzhaider, Allgemeinmedizinerin in Sandl sowie Kurienobmann-Stellvertreterin der niedergelassenen Ärzte in der Ärztekammer für Oberösterreich.

Langsam aber zielgerichtet

Wer sich sorglos ins kalte Nass stürzt, begibt sich in große Gefahr. Das gilt für Personen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen genauso wie auch für gesunde Menschen. Nach dem medizinischen Test sollte man strategisch vorgehen: begonnen wird mit Wechselduschen. Also zuerst unter warmes und dann unter kaltes Wasser stellen. Das macht man eine Woche regelmäßig beim normalen Duschen. Erst dann steigt man langsam ins kalte Wasser. Ideal wäre es, wenn man von jetzt bis zum Winter jede Woche ein- bis zwei Mal in einen See steigt. Allmählich sinken die Wassertemperaturen und so gewöhnt man seinen Körper halbwegs an die Kälte. Derzeit liegen die Temperaturen der Seen noch deutlich über zehn Grad – das kann sich aber rasch ändern.

Bleiben Sie als blutiger Anfänger nur wenige Sekunden im Wasser. Steigen Sie langsam ins Wasser und gehen Sie nach wenigen Sekunden wieder hinaus. Im Internet finden Sie Tabellen zur vorgeschlagenen Verweildauer im eiskalten Wasser. Bedenken Sie: Ein halbwegs Trainierter kann bei 5 Grad Wassertemperatur maximal fünf bis zehn Minuten im Wasser verweilen. Lassen Sie sich daher nicht von anderen verleiten, wenn diese länger im Wasser bleiben wollen. Sie kennen deren aktuellen Trainingszustand nicht.

Beachten Sie auch, dass Sie nicht alleine und nur im seichten Wasser bleiben, nur bis zur Brust untertauchen, jedenfalls den Kopf nie unter Wasser setzen und die Ohren durch eine Kopfbedeckung schützen. Der Effekt des Eisbadens wird umso größer, wenn man es regelmäßig wiederholt – ein bis zwei Anwendungen pro Woche sind ausreichend.

Gefahr droht auch nach dem Baden

Nicht nur vor dem Eisschwimmen, sondern auch nachher müssen Sie sich richtig verhalten. Duschen Sie sich niemals unmittelbar nach dem Eisschwimmen heiß ab bzw. gehen Sie auch nicht unmittelbar in die Sauna. Denn die Körpertemperatur fällt auch noch etwa 20 Minuten nach dem Eisbad ab. Afterdrop bzw. Nachkühlung der Körperkerntemperatur nach einer Kälteexposition wird das genannt. Und wer sich in so einer Phase einer heißen Phase einer Dusche unterzieht, riskiert gesundheitliches Ungemach.

 

Fotocredit (c) adobe stock / Big Shot Theory

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