Seitenstechen ist ein schmerzhaftes Rätsel

Raus an die frische Luft und los. Eine Runde Joggen als Ausgleich für das üppige Essen. Doch der Lauf, der gut gelaunt begann, wird jäh von einem Seitenstich ausgebremst. Dieses unangenehme, zwickende Gefühl an der Bauchseite haben die meisten Freizeitsportler schon erlebt. Mediziner beruhigen: Es ist schmerzhaft, aber in aller Regel absolut harmlos. Ein Hinweis auf eine ernstzunehmende Krankheit ist dies keinesfalls, eher eine Art Unpässlichkeit. Womöglich kann man das Stechen vermieden, wenn es unmittelbar vor dem Sport keine größere Mahlzeit gibt.
Essen als mögliche Ursache?
Generell kommt es bei Belastungen zu Seitenstechen, vor allem Ausdauersportler trifft es. In erster Linie Läufer, mitunter auch Schwimmer und Radfahrer. Gut trainierte Sportler haben es seltener als Untrainierte. Seitenstechen kann sich links oder rechts am Bauch, manchmal an beiden Seiten äußern. Wodurch es konkret ausgelöst wird, ist unklar. Es gibt einige Erklärungsansätze, die aber nicht wissenschaftlich bewiesen sind. Eine der Theorien sei eine Mangeldurchblutung der Milz. Untersuchungen hätten gezeigt, dass die Milz, aber auch die Leber bei körperlicher Belastung weniger stark durchblutet ist. Zu dieser Theorie passt, dass Seitenstechen eher auftritt, wenn man nach einer üppigen Mahlzeit Sport macht. Denn fürs Verdauen benötigt der Magen-Darm-Trakt Blut, die Muskulatur aber ebenso - es kommt zum Mangel. Daher sollte man nicht mit vollem Magen trainieren.
Zweite Theorie: Das Zwerchfell ist schuld
Rein theoretisch könnte die Ursache auch im Zwerchfell liegen. Das Zwerchfell befindet sich unterhalb der Lunge zwischen Bauchraum und Brusthöhle. Beim Sport atmet man schneller und tiefer. Das beansprucht das Zwerchfell, dem es aber im Moment der Anstrengung an sauerstoffreichem Blut mangelt. Der Grund, warum es nur Erklärungsansätze, aber keine wissenschaftlichen Belege für die Ursache gibt: Seitenstechen legen sich oft so schnell, wie es begonnen hat. Es ist schon weg, bevor ein Betroffener ärztlich untersucht werden kann.
Oder ist es die Körperhaltung?
Die Körperhaltung könnte ebenfalls eine Rolle spielen. Wer verkrampft und geduckt anstatt aufgerichtet losläuft, riskiert womöglich eher Seitenstechen. Auch Übergewicht gilt als ein möglicher Auslöser. Egal, um welche Sportart es geht: Wichtig ist, sich nicht zu überfordern, sondern das Training den eigenen Fähigkeiten anzupassen. Dazu gehört auch, sich gut aufzuwärmen. Und die Belastung allmählich und nicht abrupt zu steigern.
Mit bewusster Atmung gegensteuern
Der Heftigkeit der Schmerzen variiert. Bei leichten Seitenstichen muss man sein Training nicht unterbrechen. Wer will, kann das tun, aber es reicht auch, gleichmäßig und bewusst in den Bauch zu atmen und das Tempo zu drosseln. Bei stärkerem Seitenstechen ist es dem Bewegungsexperten zufolge aber ratsam, innezuhalten und das Stechen mit bewusster Atmung zu lösen. Eine Atemübung könnte so aussehen: Vier Schritte gehen und dabei bewusst einatmen und dann nach den nächsten vier Schritten bewusst ausatmen. Diese Übung so lange fortsetzen, bis die Schmerzen nicht mehr zu spüren sind. Was genau einem bei Seitenstechen hilft, muss jeder für sich herausfinden. Eine Lösung für alle gibt es nicht. Damit es zu den unangenehmen Schmerzen beim Sport erst gar nicht kommt, ist es wichtig, beim Training möglichst wenig zu reden. Denn das Sprechen kann die Atmung aus dem Rhythmus bringen und Verkrampfungen hervorrufen - die sich womöglich in Seitenstichen äußern.