Kinder schützen – Rauchen verbieten
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Österreich ist ein Schlaraffenland für Raucher, das geht aus den europäischen Vergleichen deutlich hervor. „Ich würde es sogar als Aschenbecher Europas bezeichnen“, ärgert sich Primar Dr. Josef Eckmayr vom Klinikum Wels-Grieskirchen über den unausgereiften Zustand in der österreichischen Gesetzeslandschaft. Leidtragend sei vor allem einer – der Nachwuchs. „Beinahe die Hälfte der Sprösslinge ist Passivrauch regelmäßig ausgesetzt. Diese Kinder haben eine 20-50% erhöhte Infektionsrate, eine eingeschränkte Lungenfunktion und noch weitere gesundheitliche Beeinträchtigungen“, stellt Dr. Eckmayr klar. „Sie sind Opfer, die endlich geschützt werden müssen.“ So wirken laut dem Lungenfacharzt vier Stunden Aufenthalt in einem geschlossenen Raum, in dem geraucht wird, auf den Körper wie vier bis neun Zigaretten, die selber geraucht würden.
Passivrauch Schuld an diversen Infektionen
Der häufige Kontakt mit Zigarettenrauch verursacht aber nicht nur Beschwerden der Atemwege. „Was die wenigsten Eltern mit Passivrauchen assoziieren sind zum Beispiel Ohrenprobleme der Kleinen. Denn die Schädigung der Schleimhäute durch Zigarettenrauch macht sich auch durch eine dreimal höhere Mittelohrentzündungsrate bemerkbar“, zeigt Primar Eckmayr auf. „Gerade weil Eltern viele Beschwerden der Kinder im ersten Moment vielleicht nicht auf Zigarettenrauch zurückführen, muss man Erwachsenen deutlich machen, dass Passivrauch auf allerlei Art schädigt.“
Kinder schützen ist so leicht
Dabei wäre es so einfach, die eigenen Kinder zu schützen. „Halten Sie Ihre Kinder von Plätzen, an denen geraucht werden darf, fern. Selbst ein Raucherraum mit Lüftungsanlage stellt keine Alternative zu einem Nichtraucherraum dar.“ Der weit verbreitete Irrglaube mit dem Lüften hält sich laut dem Fachgruppen-Stellvertreter für Lungenkrankheiten der Ärztekammer für Oberösterreich nach wie vor. „Viele Raucher sind der Meinung, regelmäßiges Stoßlüften würde die Gefahr des Rauchens in geschlossenen Räumen entschärfen. In der Wohnung oder im Haus sollten Sie auf Rauchen aber komplett verzichten, denn der Feinstaub setzt sich in Polstern, Möbeln sowie der Kleidung ab – und das mutet man schlussendlich seinen Kindern zu. Verantwortungsvolle Eltern rauchen also wenn schon, dann draußen, im Idealfall aber natürlich gar nicht“, erklärt Primar Eckmayr.
Die Krönung der Verantwortungslosigkeit
Die Ungeborenen von schwangeren Raucherinnen fallen unter die wehrlosesten Opfer des Passivrauchs. „Schwangere sollten sich bewusst machen, was sie ihrem Baby mit der Qualmerei antun: das Ungeborene leidet unter einer chronischen Kohlenmonoxidvergiftung“, verdeutlicht der Lungenfacharzt die Gefahr von Zigarettenkonsum während der Schwangerschaft. Für ihn ist es nicht nachvollziehbar, dass Mütter ihren Kindern den Start in das so junge Leben gleich von Anfang an erschweren. „Höhere Anfälligkeit für Allergien, ein geringeres Geburtsgewicht, Fehlgeburten, Atemwegserkrankungen, chronischer Sauerstoffmangel und leider noch viel mehr, mit diesen Startmöglichkeiten schenken rauchende Schwangere ihren Kindern das Leben. Das kann man als Mutter doch nicht wollen?“, konkretisiert Primar Eckmayr seine Bedenken.
Keine Entmündigung, sondern Schutzbestimmung
Was sich der Lungenfacharzt für die Zukunft erhofft? „Wir wissen heute, dass Rauchverbote äußerst wirksam sind. Hätten wir vernünftige Gesetze, würden sicher weniger Österreicher rauchen. Das Rauchverbot stellt immerhin die wirksamste Einzelmaßnahme dar.“
Zudem sieht Dr. Eckmayr eine Ursache für die heftige Abwehrhaltung gegenüber dem Rauchverbot in der Wahrnehmung der Österreicher. „Jeder spricht von Entmündigung. Bin ich etwa auch entmündigt, weil ich an der roten Ampel stehen bleiben muss? Hier geht es um Schutzbestimmungen und die sollen für alle gelten, vor allem zum Wohle der Kinder“, präzisiert Dr. Eckmayr seinen Wunsch.